Kürzlich hat ein Golfgast aus Berlin unseren Club als „Welt-Erlebnisraum“ bezeichnet. Was für ein Kompliment! Aber tatsächlich ist unser Club eine Insel der natürlichen Schönheit, der sportlichen Herausforderung, der gesellschaftlichen Freude und des einmaligen Gourmet-Erlebnisses. Dabei hat jeder von uns Mitgliedern seine ganz persönlichen Prioritäten und Highlights, Momente, Situationen und Begegnungen, die uns mit Beuerberg verbinden. Mit unserer Mitglieder-Kolumne #mein Beuerberg wollen wir euch eine Plattform bieten, genau diese tollen Erlebnisse und wunderbaren Momente mit allen zu teilen. Jeder ist eingeladen, mitzumachen.
Voraussetzung: Der Text sollte nicht mehr als 2.500 Wörter haben (kann auch kürzer sein) – und wir brauchen ein Foto von Dir und einen kurzen Steckbrief. Name, Club-Zugehörigkeit seit …, Lieblings-Loch (Begründung mit einem Satz), Lieblings-Speise.
Mailt Text, Bild und Steckbrief an mein.beuerberg@gc-beuerberg.de
Die Redaktion #mein Beuerberg (Robert Lübenoff, Wolfgang Follner) unterstützt euch gerne.
Golfen ist wie großes Kino
Beim Golf, wie im richtigen Leben, spielen sich oft geradezu filmreife Szenen ab. Jeder von uns hat schon erlebt, wenn Mitspieler das gesamte Gefühlsspektrum von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt innerhalb weniger Minuten durchleiden. Eben noch die Annäherung von 140 Meter auf weniger als einen Meter an die Fahne „genagelt“, lippt die „kleine weiße Sau“ zweimal aus und statt dem sicher geglaubten, lang ersehnten und glorreichen Birdie geht man mit einem traurigen Bogey vom Grün. Und – als wäre man nicht schon gestraft genug – sparen die Mitspieler nicht mit teils mitleidvollen, teils besserwisserischen Kommentaren. Erstere sind zumeist unverhohlen geheuchelt, letztere zwingen zur fast schon unmenschlichen Contenance. Aber zurück zum Film, zum großen Kino. Viele der wirklich sehenswerten Kinofilme hinterlassen aufgrund der grandiosen schauspielerischen Leistung, der genial verschachtelt konstruierten Handlung, der wunderbaren Kameraführung einen unvergesslichen Eindruck. Aber auch die geschliffen pointierten Dialoge sind oft wahre Perlen und so haben es unzählige Sätze in unser aller kollektives Gedächtnis geschafft. Da – wie wir alle wissen – letztlich das ganze Leben nur eine Metapher für’s Golfen ist, darf ich hier meine persönlichen Top Ten der klassischen Filmzitate vorstellen:
- Beginnen darf ich mit einem meiner absoluten Favoriten. Ein – wie ich finde – besonders schönes Filmzitat stammt von dem wunderbar skurril-liebenswürdigen Captain Jack Sparrow (gespielt von Johnny Depp) aus Fluch der Karibik: „Das Problem ist nicht das Problem. Das Problem ist Deine Einstellung zum Problem.“ Schöner kann man es nicht formulieren! Also: was ist eigentlich mein grundsätzliches Problem beim Golfen? Was ist mein Problem mit dieser speziellen Bahn? Was ist mein Problem im Bunker?… usw. Hier liegt es wirklich nahe, tief in sich zu gehen und sich ehrlich zu fragen: liegt es wirklich an der Bahn, weshalb ich hier immer (?) so schlecht spiele? Nehmen wir die 3: hier stehen wir oft vor der Entscheidung: lege ich vor oder riskiere ich den weiten Schlag über das Wasser? Wenn mein Problem ist, dass ich nicht wirklich zielgenau bei Schlägen über 100 Meter bin, dann sollte ich es einfach lassen… oder so lange trainieren, bis ich auch aus 140 Meter sicher auf das Grün komme. Ein weiteres Beispiel: der allseits gefürchtete Abschlag an der 13. Hier hilft nur der knallharte Rat von dem legendären Greg „The Shark“ Norman: „If you can’t hit a driver. Don’t.“
- Dies führt uns unmittelbar zum mittlerweile fast schon zum geflügelten Wort avancierten Zitat von dem liebenswert unbedarften Helden Forrest Gump: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man kriegt.“ Diesen Satz sagt Forrest (genial gespielt von Tom Hanks) auf der Parkbank zu einer Fremden. Bezogen auf Golf könnte man ebenso gut formulieren: „Eine Runde Golf ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie was man kriegt.“ Es ist einerseits diese spannungsgeladene Vorfreude – meistens schon bei der Anfahrt zum Golfplatz – auf das, was kommen wird. Eine heiter gelöste Stimmung, macht sich breit, ein Lächeln legt sich fast unmerklich auf das Gesicht… und anderseits das instinktive Wissen darum, dass in dieser Schachtel mit den 18 verlockenden Pralinen wieder ein paar darunter sein werden, die geradezu toxisch sind. Hoffentlich nicht gleich die erste! Der Abschlag an der 1: ein Monster-Hook verabschiedet sich vor sachverständigem Publikum in die Bäume. Aber das ist eine andere Geschichte…
- Der Film „Inception“ begeistert – wie oben erwähnt – schon allein durch seine genial verschachtelt konstruierte Handlung. Hierbei geht es um das Einpflanzen eines Gedankens in das Unterbewusstsein eines Menschen. Der Protagonist des Films – gespielt von Leonardo DiCaprio – sagt an einer Stelle: „Ein Gedanke ist wie ein Virus: resistent, hochansteckend und die kleinste Saat kann wachsen. Er kann Dich aufbauen oder zerstören.“ Wer schon mit negativen Gedanken abgeschlagen, gechippt oder geputtet hat, kann ein Lied von dieser Aussage singen. Andererseits hängt entschlossene Ausführung und das nötige Quäntchen Glück oft eng zusammen. Nicht umsonst lautet ein alter Golfer-spruch: wenn Du Dich für einen Schlag entschieden hast, dann führe ihn mit Autorität aus!
- Was für eine Überleitung zu einem weiteren modernen Klassiker: Star Wars (Episode V, Das Imperium schlägt zurück). Hier spricht Meister Yoda zu dem jungen Luke Skywalker: „Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen.“ Recht hat er! Auf das Golfen übertragen bedeutet das: Selbstzweifel behindern das Tun. Wie bei einer self-fulfilling prophecy führt mangelndes Zutrauen nahezu zwangsläufig zum Scheitern. Mal ganz ehrlich: es ist wie verhext, aber jeder Ball spürt unsere Unsicherheit. Und so wird nur allzu oft ein ohne Selbstvertrauen gespielter Annährungschip völlig unnötig zum allseits verhassten Flyer, der 20 Meter über das Grün rauscht.
- Es ist wohl dieses unbedingt notwendige positive Selbstvertrauen, das Sawa (gespielt von India Eisley) in dem Actionfilm „Kite – Engel der Rache“ anspricht: „Immer, wenn du dich nicht traust, verliert dein Ziel ein Stück seines Glanzes“. Für das Golfen bedeutet dies zweierlei: zum einen kann man sich auch „zu Tode“ vorlegen mit der Konsequenz, dass man sich am Ende gar nichts mehr traut. Und schon mancher ist an der 11 in diese fiese Falle getappt: ordentlich vorgelegt, dann den Annäherungsschlag zu fett erwischt und der Ball landet im Wasser… Bravo! Und zum anderen kann dieses dauerhafte sich-nicht-trauen von bestimmten Schlägen zum Stillstand in unserer golferischen Entwicklung führen. Es macht absolut Sinn vorzulegen, wenn man sich nicht sicher ist, aber man sollte parallel genau diese Schläge, die man braucht – am besten mit professioneller Hilfe – trainieren und… schon kommt der Glanz zurück!
- Aber wenn’s das Malheur schon mal passiert ist, dann hilft „American Beauty“. Bei diesem modernen Klassiker geht es letztlich um die Midlife-Crisis von Lester (gespielt von Kevin Spacey) auf der Suche nach sich selbst. Eine seiner letzten Erkenntnisse formuliert er wie folgt: „Es fällt schwer wütend zu bleiben, wenn es so viel Schönheit auf der Welt gibt.“ Diese Einsicht gilt uneingeschränkt auch für das Golf: wir können uns absolut berechtigt über einen missglückten Schlag ärgern. Das darf uns aber nicht länger als 5 Minten den Blick verstellen auf die Schönheit auf und neben dem Golfplatz. Sogar „ The Goat“ Tiger Woods hat einmal gesagt, wer sich auf dem Golfplatz nicht die Zeit nimmt an einer Blume zu riechen, hat nicht wirklich verstanden, worum es bei diesem Spiel geht.
- Um einen weiteren wichtigen Aspekt geht es in dem düster-schauerlichen Thriller „Gothika“, der übernatürliche Phänomene, Psychiatrie, Wahnsinn, Wirklichkeit und Wahrheit zum Inhalt hat. Dr. Douglas Grey (gespielt von Charles S. Dutton), der Leiter der psychatrischen Klinik, sagt hier zu Beginn des Films: „Die Fähigkeit zu verdrängen ist ein essentielles Werkzeug zur Selbsterhaltung.“ Auch diese Fähigkeit spielt eine elementare Rolle im Golf. Wir kennen alle dieses Phänomen: wir haben die Runde ziemlich gut begonnen, die ersten 7 Löcher haben wir unser Handicap schon ansehnlich unterspielt und dann kommt der erste unnötige Strich wie ein Blitz aus heiterem Himmel! Lief putten bis dahin wie geschmiert, haben wir vier Putts für die letzten 8 Meter auf dem Grün gebraucht (nicht ganz außergewöhnlich an der 8!). Jetzt gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten: a) sich bis zum Rest der Runde zu Tode ärgern und den tollen Anfang noch komplett versauen oder b) Mund abwischen, alle negativen Gedanken verdrängen oder besser noch löschen und dem Rest der Runde die Chance geben über sich hinauszuwachsen.
- Genau diese Situation bringt folgende Antwort von Alfred (gespielt von Michael Caine) an Batman (gespielt von Christian Bale) in „Batman Begins“ sehr schön zum Ausdruck: „Und warum fallen wir, Sir? Damit wir lernen können, uns wieder aufzurappeln.“ Auch dieses Gefühl kennt jeder von uns, nach einer komplett verunglückten Runde würden wir an liebsten „unser Besteck“ im nächsten Weiher versenken oder mit dem Kommentar „gebrauchter Schlägersatz, Sweet-Spots wie neu, fast geschenkt abzugeben!“ bei Ebay versteigern. Oder wir können lernen zu akzeptieren, das Golf eine der technisch anspruchsvollsten Sportarten ist und dass es für Freizeitgolfer (und nicht nur diese!) völlig normal ist, auch mal einen rabenschwarzen Tag zu erwischen. Mit anderen Worten: gerade beim Golfen, während der Runde gerät man nur allzu leicht mal ins Straucheln. Doch das ist nicht das Thema. Die Kunst ist sich wieder aufzurappeln, auch nicht Gott und die Welt für die vielen mishits zu beschuldigen, sondern sich neu zu konzentrieren und zu motivieren. Und das ist eines der vielen kleinen Wunder beim Golf… der nächste Probeschwung fühlt sich schon wieder ganz gut an….
- Dieses Phänomen spiegelt sich eindrucksvoll in einem Zitat aus dem Spielfilm „Von ganzem Herzen“ wider. Hier beschreibt Amar seine Gefühle zu Meghna „Ich liebe diese Distanz zwischen uns. Denn ohne sie hätte ich keinen Grund Dir näher zu kommen.“ In Bezug auf Golf beschreibt dies die fast schon paradoxe Faszination der permanenten Annäherung an ein unerreichbares Ideal: das perfekte Golf zu spielen. Jeder kennt den kürzesten Golferwitz: Jetzt kann ich’s! Aber andererseits bedeutet dies auch eine permanente Herausforderung das Niveau seiner Unvollkommenheit zu steigern. Es ist ein langer und steiniger Weg, auf dem man nichts geschenkt kriegt, aber ab und zu hebt der Golfgott den Vorhang seiner unermesslichen Gnade und spendiert uns einen sensationellen Abschlag, ein mittig getroffenes Ball-Boden Eisen, ein elegantes Chip-In, einen Lichtjahre entfernten eingelochten Putt. Das Gefühl eines scheinbar mühelosen, wunderbar rhythmischen, perfekt ausbalancierten Golfschlags… das ist der Stoff, aus dem die Träume sind, aus dem wir noch für Wochen Honig saugen und an langen, lauen Sommerabenden auf der Terrasse mit stetig wachsender Begeisterung schwärmen können.
- Und so beschließen wir unseren kleinen Ausflug in die Welt des großen Kinos mit „Casablanca“, einem der epischen Klassiker der Filmgeschichte. Am Ende des Films geht Humphrey Bogart in einer legendären Szene mit dem Polizeichef Captain Renault in den Nebel und spricht: „Louis, ich denke das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ Genau so geht es auch fast allen Golfern: entweder man liebt diesen Sport oder man hört irgendwann auf. Aber wenn man sich, allen Widrigkeiten und Rückschlägen zum Trotz, entschlossen hat beim Golf zu bleiben, ja dann ist es tatsächlich der Beginn einer wunderbaren, lebenslangen Freundschaft.